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Astrologie-Redaktion

Chiron (Cheiron) in der Astrologie



27.01.2000


Die Astrologie bedient sich der mythischen Bilder. Allerdings, und das empfinde ich als schmerzlich, wurden im Laufe der Jahrhunderte die Bilder immer blasser, der logische-wissenschaftliche Aufbau um sie hingegen immer stärker.

Bereits bei den antiken Griechen hat diese Bewegung, die Bewegung zum logisch-erklärenden Verstand begonnen. Die Philosophen lösten die Mythenerzähler ab, und mit ihnen begannen die Bilder der alten Götter und Gestalten an Farbigkeit und Kraft zu verlieren. Das vorläufige Ende in unserer Zeit ist die kalte Logik ohne Bild und ohne Farbe. Formelhaft und mathematisch wird die Welt und das Dasein der Menschen ergründet und ein Boden ist noch nicht in Sicht. Auch die Astrologie verwendet mythische Bezeichnungen, die aber zunehmend psychologisch erklärt werden. Angelehnt an dieTherapieformen, die in unserem Jahrhundert erstanden, verschwinden auch hier die Bildgestalten aus dem Kreis. Der griechische Mythos zeichnet sich z. B. dadurch aus, dass seine Gestalten sich abwechseln, die einen aus den anderen erwachsen. Sie werden gezeugt, geboren und bekämpft und zeigen ihre Wirkung, bzw. wie die Menschen der jeweiligen Zeit ihr Leben in den Göttergeschichten sahen. 

Die Astrologen sollten sich vorsehen, nicht in ein festgefügtes, wissenschaftliches Denken zu verfallen. Der Horoskopkreis ist ein Lebenskreis, bestimmt von Zeugungen, Geburten, Erlebnissen, Tod und erneuter Zeugung. Die Bilder darin können wechseln, so wie der Mensch seine Haltung im Leben ändert. Ansich ist die Folgerung, dass nur jeder einzelne Mensch sein Horoskop lesen und erzählen kann. Denn nur er kann sagen, welche Gestalt gerade sein Leben beeindruckt. Ist Cheiron in meinem Leben, oder ein zerstörerischer Pluto. Lebe ich in der Phase, in der die Unterwelt Leben spendet, oder Leben raubt? Wer von außen mag dies beurteilen? 

Im Lichte dessen wage ich es, eine neue Gestalt in den Tierkreis einzubinden, vielleicht deshalb, weil diese zunehmend an Bedeutung in gerade meinem Leben gewinnt. Jede Zeit hat ihre Gestalt, und keine Zeit in dieser Welt hat alle Gestalten. Sie wechseln, so wie ich von Schaffungsphasen in Lethargie verfalle, so wie Ebbe und Flut nicht zur selben Zeit am selben Ort herrschen können. 

Die Gestalten sind vielschichtig. Wie ich auf der Pluto-Seite schon angeführt habe, wechseln sich im Laufe der Zeit Da, Gaia, Demeter und Persephone ab. Die selbe Gestalt in neuem Kleid, mit derm selben Prinzip, jedoch unterschiedlicher Handhabung. Ebenso dürften Plutos, Dionysos und Pan in einer Bedeutungsebene liegen. Welchen dieser Gestaltwege der Mensch sich wählt? Nur er vermag es zu beantworten, und der Astrologe muß sich mühen, sich dem jeweiligen Weg zu nähern.


Cheiron Die ehemalige Stelle Plutos im Skorpion nimmt Cheiron ein.
siehe: Die Pluto-Seite unter »Artikel«.



Die nachfolgenden Gedanken und überlegungen sind bislang als solche aufzufassen, da sie den bisherigen Deutungen zum Teil widersprechen oder doch zumindest Fragen offenlassen. Vielleicht sind Ihnen diese Gedanken Anregung, vielleicht auch nicht, und Sie sagen, so ein Blödsinn.

Skorpion ist laut Döbereiner die Förderung. Dies entspricht dem Kentauren Cheiron. Er förderte seine Zöglinge, unterrichtete sie in allen Künsten (=Wasserelement).
(In der griechischen Sage ist der Kentaur Cheiron Erzieher des Iason, des Achilleus, des Asklepios und vieler anderer Helden. Er ist ein gütiger Kentaur, ein Freund der Götter und Helden und hat ausgezeichnete Kenntnisse in der Arzneikunst.) 

Ich kenne Skorpion-Sonne und Skorpion-Ascendent Menschen. Den Zug ins Mystische, ins Magische, der dem Pluto zugeordnet wird, kann ich aber nur bei den Menschen mit Skorpion-Ascendent erkennen. Die Skorpion-Sonne ist, ähnlich dem Cheiron, von ausgeprägter Lebendigkeit und Ausdruckskraft. Der Skorpion-Ascendent hingegen hat als Descendent, als Begegnungsfeld stets den Stier. Somit ist sein Denken auf das Stierhafte, Bindende und damit auch Magische gerichtet. Seine Grundlage aber, und das darf jeder Skorpion-Ascendent einmal bedenken, könnte Cheiron sein. 

Cheiron, der edelste der Kentauren, hebt sich durch seine Herkunft von seiner übrigen Gattung ab. Er soll der Sohn des Kronos und der Philyra, einer Tochter des Okeanos, sein. Beide Elternteile waren Götter und so einen sich in ihm die vortrefflichen Eigenschaften, und er ist Herr über die wüsten Triebe, denen seine Artgenossen noch unterliegen. Cheiron ist der großartige Lehrer der Heroen. Die Kentauren haben eine Leib, zusammengefügt aus halb Pferd und halb Mensch. Alleine diese Körperform weist darauf hin, dass der Geist (Mensch) über dem Trieb (Pferd) steht und diesen auch beherrscht. Auch in der alten Astrologie wurde das Skorpion/Pluto Symbol zweigestaltig gesehen: Der Drache und der Adler. Während der Drache verletzen will, somit das "Böse" darstellt, ist der Adler, auf dessen Rücken eine Taube sitzt, die "gute" Seite. Sowohl Drache und Adler, als auch der Kentaur vereinen in sich zwei widerstrebende Mächte, die beständig in einer Auseinandersetzung sind. Das eine will das andere bezwingen und der Mensch, der beides in sich fühlen kann, sucht diesen Zwiespalt zu verstehen. Es ist der uralte Kampf zwischen Geist und Körper, in dessen Brennpunkt der seelische Mensch steht, und je nach Gewichtung sich erhöhat - freudig oder erniedrigt - depressiv fühlt.
Die Frage, warum das Untere, Böse überhaupt dasein muß, ist unvermeidlich. Darin mag auch liegen, dass der Skorpion-Mensch den Dingen geistig (Adler oder Menschenhälfte) bis auf den tiefsten Grund gehen will, ja gehen muß. Denn darin liegt für ihn die Erlösung, die Befreiung. Wenn er weiß, weshalb das "Böse" existiert, glaubt er es besiegt zu haben. Doch alles Wissen, das erlernt werden kann, hilft hier nicht weiter. Jede Antwort eröffnet die nächsten Fragen, womit der Höllenkreis beginnt. Warum ist das Böse überhaupt da? Weshalb greift es den Menschen an? Mit dem Angriff des Drachen steht der Mensch ganz alleine ihm gegenüber, muß, wie Siegfried, sein Schwert ziehen und kämpfen. Es weist also hin auf eine Initialzündung und das Geheimnis des Bösen liegt nicht in seiner Erkennung oder Infragestellung, sondern einzig darin, es zu besiegen. Dann hat sich der Mensch behauptet, durchgesetzt, Raum erkämpft. Er hat sich damit verkörpert, gegen die ständig andrängende Existenz alles anderen behauptet. 

Ich weiß von Skorpion-Menschen, die plötzlich auf der Straße stehen, und ihre Umgebung als etwas Bedrohliches wahrnehmen. Dies ist ein Moment in dem man erkennt, dass man Energie einsetzen muß, um überhaupt auf der Welt zu sein. 

Auch bei Cheiron zeigt sich dieser Kampf des Niederen und Höheren. Das Symbol des Pferdes, die Urkraft der Erde, das Sinnbild der Sexualität, das Tragende des Menschenkörpers, der als Höhergestellter den Trieb zu beherrschen sucht. Nicht viel ist zu finden über die Taten und das Leben der Kentauren. Im allgemeinen werden sie als rohe, raublustige, gewalttätige und primitive Haudegen dargestellt, die mit Vorliebe in die nächste Ansiedlung der Menschen einfielen, die Frauen raubten und sie in wilden Orgien mißbrauchten. Diese Rohheit blieb natürlich nicht ungesühnt und so riefen die Menschen die Heroen zu Hilfe, die, allesamt Schüler des Cheiron, den Kentauren auf den Leib rückten, ihnen die Beute wieder abjagte, und sie in wilden Gefechten selbst aus den Wäldern des Pelion, ihrer Heimat und ihrem Jagdrevier, vertrieben wurden.

In den Kentauren sind zwei Bereiche zusammengefügt: Die jenseitige Welt der Götter, des Seins, und die diesseitige Welt des Konkreten, des Werdens. Der cheironische Mensch weiß um diese beiden Welten, die er aber, ähnlich wie im Schlafen und Wachen, nicht gleichzeitig in sich beherbergen kann. Ist er dem Konkreten, dem Triebhaften zugewandt spürt er, dass ihm der andere Weg verborgen wird. Lebt er in der jenseitigen Welt, der Geist- oder Götterwelt, kann er im Konkreten nicht handeln. Dieser Widerspruch ist es, der das Prinzip des Skorpion/Cheiron Typus so unnachgiebig macht. Denn wie auch immer er sich befindet, ist er auf der unnachgiebigen Suche nach der anderen Seite und kann doch von keinem Standpunkt aus beide erfahren. Er möchte das Jenseitige hier haben und das Konkrete vergeistigen. So entsteht Magie, die Beherrschung der Materie durch die Anrufung der Götter und Geister, dass diese selbst im Konkreten eingreifen. 

F. Weinreb schreibt: „Unser Leben ist, wie das eine Reich, in Leben-Tod gespalten. Tod herrscht, wenn wir ihn verdrängen und er sich dafür ins Leben drängt und das Leben unerträglich, unlebbar macht.“
Dies mag sich auch in der letztlich Todbringenden Verwundung Cheirons zeigen. Als Unsterblicher wußte er wohl zeitlebens nicht, wie es für Menschen ist, sterblich zu sein. Da sein Wohnsitz ja nicht der Götterolymp war, sondern die Wälder und Weiten des Pelion (im Osten Griechenlands, wo die Höhle des Cheiron noch immer bekannt und zu besuchen ist), mußte er wohl auch die Sterblichkeit, die Endlichkeit des Werdens erfahren. Ein Pfeil seines Schülers Herakles trifft ihn am Knie, getränkt in das tödliche Gift der Hydra. Cheiron erleidet schreckliche Schmerzen, von denen er sich selbst nicht heilen kann. Die Er-Lösung erfährt er im Tausch mit Prometheus. Dieser Pionier (Widderhafte) war zur selben Zeit an die Felsen des Kaukasus geschmiedet und Cheiron erbot sich dem Zeus, für die Befreiung des Prometheus in den Hades zu gehen. Dort endlich war er von seinem Leiden befreit, und wurde schlußendlich als Göttlicher aus dem Hades geholt und ist seitdem als Sternbild am Himmel zu sehen. 

Diese Verwundung Cheirons am Knie zeigt, wie er in die Knie geht, zur Erde sinkt und in den Hades (in die Erde) kommt. Endlichkeit wird ihm bewußt, das Göttliche auf Erden hat Grenzen. Ein wunderbares Bild für die Menschen unter uns, die von sich glauben, göttlich, und damit unbegrenzt zu sein. Der Schmerz der Erfahrung der Endlichkeit liegt also im Bilde des Kentauren.  

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Literaturhinweise:Friedrich Weinreb: Die Astrologie in der jüdischen Mystik
Friedrich Georg Jünger: Griechische Mythen
Karl Kerenyi: Die Mythologie der Griechen



Links zu weiteren Seiten zu CHEIRON:
Einer der aktivsten Forscher zu Cheiron und den Kentauren Pholus und Nessus ist Zane Stein in den USA.
Besuchen Sie Ihn auf seiner Homepage!



Bildquelle: Chiron unterrichtet Achilles

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