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Astrologie-Redaktion

Pluto in Haus drei

- Warum positiv nicht immer gut ist
Veröffentlicht am  25.07.2024     –     geschrieben von Peter Kern  Peter Kern


„Du musst das positiv sehen!“, höre ich so oft. Gerade dann, wenn die Realität Situationen vorlegt, die unwiderlegbaren Schaden anrichten. Der Schaden kann mal kleiner, kann mal größer sein. Aber was soll positiv daran sein, wenn mein Fahrrad umgeworfen wurde, oder das Essen im Lokal einfach geschmacklos ist?


Das aber sind Dinge, die manche Menschen einfach nicht mehr wahrnehmen möchten, die die Realität ignorieren, die mit Gedankenkontrolle ihr Leben in einen Taumel der Freude zwingen wollen. Es ist ja wunderbar, wenn man schöne Dinge loben kann. Das ist wichtig, um dem Urheber Dank und Respekt zu erweisen. Dabei ist es egal, ob es ein Theaterstück oder ein Stück leckerer Kuchen ist.
Wenn aber Convenience Food im Restaurant gelobt wird, wenn Theaterstücken applaudiert wird, denen durch moderne Regie die Seele geraubt wurde, dann läuft etwas falsch. Und das muss und darf man diskutieren, ansprechen, benennen. Eben mit Merkurs Hilfe zur Sprache bringen.

Meine Haltung ist, die Dinge anzusprechen, die schief laufen. Schließlich möchte ich wissen, wie es besser gehen kann. Das Rumpelstilzchen muss beim Namen genannt werden, damit es seine Macht verliert. Wenn ich es konsequent ignoriere, bleibe ich in der Kammer des Königs eingesperrt und muss seinen Reichtum vermehren. Sklaven-Arbeit – Pluto-Merkur.

Im chinesischen I-Ging wird das „Die Arbeit am Verdorbenen“ genannt. Es ist eine Stagnation eingetreten, ein Zufrieden sein mit den Verhältnissen. So aber verdirbt alles durch eigene Schuld, durch Trägheit. Die Arbeit an Besserung hat aber gute Aussichten. Das Gelingen hat jedoch zur Vorbedingung die rechte Überlegung. Ohne sie gelingt nichts. Verschweigen bringt keine Besserung.


Eine so lange Vorrede hatte ich gar nicht geplant. Hier kommt das Erlebnis dazu:

Pluto Spitze Haus 3



Diese Tage wollte ich mich mit Freunden für den Abend verabreden. Wir telefonierten am Nachmittag, wie die Sonne in Haus neun anzeigt. Haus neun ist schon ein Zusammentreffen, eine Fügung, wie Döbereiner es nennt. Gegenüber aber steht an diesen Tagen Pluto. Dieser Pluto sitzt in der Unterwelt, in seiner Schattenwelt, und kennt nur einen Ausschnitt des ganzen Lebens. Letztlich will er auch das Licht der Sonne nach unten ziehen, wo dieses natürlich erlischt. Pluto lässt keine Fragen zu, er gibt Denkrichtungen vor. Er zwingt zu einer bestimmten Haltung und schließt alles andere aus.

Das habe ich als kulturellen Hintergrund. Mein Gegenüber am Telefon ermahnt mich nun, dass nur positive Gesprächsthemen erlaubt sind. Ich begegnete dieser Aufforderung mit Zwang zum Positiv-sein mit Humor, - und sagte ab. Wenn ich zwei, drei Stunden lang Freunden gegenüber Dinge nicht ansprechen darf, die mir auf der Seele liegen, dann stecke ich zwei, drei Stunden lang in einer unfreien Situation.

Das genau zeigt dieses Horoskop an: Pluto – der Zwang – an der Spitze des dritten Hauses – des Austausches – unterbindet den freien Austausch. Es ist Gedankenkontrolle, es ist ein Ausschließen von Erlebnismöglichkeiten.

Wolfgang Döbereiner hat in der Regel immer noch die schönsten Bilder für die Planetenkonstellationen formuliert. So auch für Merkur-Pluto: Die Funktion (Me) muss nach dem Ritual der Vorstellungsbilder (Pl) tanzen. Vorstellungen sind enorm starke Kräfte, die ganze NS-Zeit lief unter dem Signum Plutos ab.
So auch dieses Telefonat: Von sanfter Gewalt geführt sollte ich meine Lebendigkeit zugunsten der Zwangsvorstellung des Positiven meines Gegenübers aufgeben.

Und die Astrologie zeigt wieder einmal das Weltgeschehen selbst im Kleinen an. Dem kommt eben niemand aus. Nicht der Schreiber hier, nicht Kanzler Scholz und alle anderen. Aber wir können versuchen die Abläufe zu verstehen, auch mit Hilfe des Horoskops.


Von Ende Juli bis Ende August läuft Pluto in der Zeitspanne rückwärts von 15:40 bis 13:40 Uhr über die Spitze des dritten Hauses. Nicht jeder Tag ist hier gefährlich, denn es braucht immer mehr Zutaten, um eine spürbare Auswirkung zu erzielen. In meinem Beispiel steht Pluto auch in Opposition zur Sonne, der Zwang (Pl) aufs Leben (So) wurde offensichtlich verkündet (H3).


1. Nachbemerkung:


Dieser Zwang zum Positivismus ist immer öfter zu beobachten. Durch die freundliche Unterstützung einer facebook-Kommentatorin, die sich über die schrecklichen Negativkommentare beschwerte, wurde mir plötzlich eines klar:
In den letzten Jahren ließen sich immer mehr Menschen zum Coach ausbilden. So ein Coach will Menschen in schwierigen Situationen unterstützen. Dabei geht es ganz oft um positive Bestärkungen. Die Schwächen werden beiseite geschoben, man konzentriert sich auf die Stärken eines Menschen, und versucht diese zu stabilisieren. Hier stört jede Kritik. Nur Lob bringt weiter. Weiter, immer weiter, sagte Oli Kahn mit seiner Sonne-Pluto Verbindung. Fokussiert auf ein Ziel zu. Keine Schmerzen, keine Ablenkung, den Blick geradeaus noch vorne gerichtet. Jede Irritation wird ausgeblendet, nur was weiterhilft wird zur Kenntnis genommen.
Merkt ihr was? Das ist ein Verhaltenszwang, der mit Erfolgen gefestigt wird. Wie ein Rennpferd mit Scheuklappen geht es auf die Zielgerade: Rennen, punkten, siegen!
Da darf man nicht über den Zustand des Rennplatzes nachdenken. Da ist egal, welches Futter das Pferd vorher bekam. Und wenn der Jockey seine Peitsche schwingt, auch egal, nur gewinnen zählt! Sonne-Pluto, Sonne-Pluto, Sonne-Pluto! Merkur-Pluto, nur übers Ziel nachdenken, nicht über die Mittel.

Vielleicht, wahrscheinlich gibt es Situationen im Leben, in denen das sinnvoll ist. Aber nicht beim Treffen mit Freunden, nicht beim Essen, Reden, Diskutieren. Da geht es nicht um Zielerreichung, da geht es um Austausch, um Möglichkeiten, um Erkenntnisse und Lebensfreude.

Mir wurde jedenfalls plötzlich klar, dass schon viele Menschen einen Coach hatten, oder selber einer sein wollen, und in diesem Berufsbild gibt es kein Negativ. Nur ein Positiv.
Aber von jedem Bild, von jedem Foto, sollte es auch ein Negativ geben. Die zweite Seite der Medaille ist auch wichtig. Darüber kann man doch zumindest einmal nachdenken. Auch mit Hilfe der Planeten, der Sterne und eines Horoskops.


2. Nachbemerkung:


Und hier ein Textauszug aus dem Buch Die Erscheinung in der Gestalt des Mythos von W. Döbereiner:
    Die Erscheinung in der Gestalt des MythosWenn Sie zu einem Therapeuten gehen, der meint, er könnte das Verdrängte positiv hochbringen, dann haben Sie sich schwer getäuscht. Der hängt Ihnen nur noch einen Zementsack auf Ihr Verdrängtes, dass es so tief liegt, dass Sie es oben nicht mehr bemerken. – Das nennt der dann "positiv".
    Wenn Sie glauben, Sie könnten Ihre Verdrängung loswerden indem Sie eine Therapiestunde bezahlen, das geht nicht. Das Hochbringen des Verdrängten über Bezahlung ist unmöglich.


Ich verstehe das so:
Man kann die Verneinungen des Lebens ignorieren. Man kann die übelsten Dinge "positiv" betrachten, und dem letzten Kehrrichthaufen noch etwas Schönes abgewinnen wollen. Das Übel bleibt schwingend im Untergrund, wie die Lava unter den Phlegräischen Feldern. Den Schwefelgestank dort finden auch viele "positiv". Dabei ist er nur der Vorbote der die Zerstörung bringt. Wenn die geschehen ist, dann kann man frisch von vorne alles neu aufbauen. Dann ist eine positive Haltung wichtig, weil es um Neues und Zukünftiges geht.

Das ist ein schwieriges Thema, weil es meistens auch verzerrt dargestellt wird. Aber es lohnt sich, hin und wieder eine andere Sichtweise einzunehmen, und die fatalen Ergebnisse falschverstandener Positivität neu zu betrachten.



Bild Rumpelstilzchen: Wikipedia


 


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