Sozialregeln in der Grundschule
09.10.2023 – Eine Randnotiz von Peter Kern
Am Wahlsonntag stapfte ich tapfer in mein Wahllokal, einer Grundschule am Stadtrand. Beim Hinausgehen sehe ich mich jedesmal in dem Schulgebäude um. Es ist der üblich kahle Betonhallencharakter eines Hauses, in dem sich Kinder den halben Tag aufhalten müssen. Kalt, hart, grau. Kindgerecht ist in meinen Augen anders.In der Eingangshalle stehen immer große Tafeln mit hübschen Gemälden der kleinen Picassi. Und zwischendrin prangen die Verhaltensregeln für die Kleinen von der Tafel:
Die Sozialziele des Monats
Ich blieb wie das Kaninchen vor der Schlange wie angewurzelt stehen.
Sozialziele für 8-jährige?
Vorsichtig schau ich mich um. Es wäre ja möglich, dass an dieser Stelle ein Portschlüssel aus dem Harry Potter-Reich liegt, der mich nach China transportiert hat.
Ich beruhige mich wieder, ich bin noch in Regensburg, hoch oben auf dem Hügel (der Berg genannt wird) in einer deutschen Schule.
Das Wort Sozialregeln in einer Grundschule sperrt sich so in meinem Kopf, dass ich tatsächlich nach Fassung ringen muss. Womit kleine, springende, schreiende, lachende Menschen heute lehrplanmäßig konfrontiert werden, kommt mir sehr unnatürlich vor.
Die nachfolgenden Regeln verbessern meine irritierte Haltung auch nicht wirklich:
„Ich warte ruhig vor der Schule, bis es läutet.“
Nicht einmal vor dem Gebäude ist laufen, springen und schreien erlaubt. Anschließend sollen die Schulsoldaten dann aber auch fünf Stunden still sitzen? Kindgerecht erscheint mir das alles nicht, und mir tun die Kleinen schlagartig leid.
Venus-Saturn
Astrologisch kann meine Erstarrung damit zusammen hängen, dass am 08.10.2003 eine schöne
Opposition von Venus und Saturn vorlag. Dafür ist das Wort Sozialziele oder Sozialregel genau richtig. Die Venus des Zeichens Stier hat Wolfgang Döbereiner schon vor Jahrzehnten als das Soziale erkannt und definiert. Alle Teile blicken auf ein Zentrum, alles hört auf ein Kommando. Und dass Saturn die Autorität im Horoskop verbildlicht ist auch bekannt. Die Kinder wurden hier also schon zum Verwertungsgut des Staates.
Mond-Jupiter
Richtiger wäre so etwas wie
Mond-Jupiter. Kinder-Mond + Entwicklung-Jupiter. Dann könnte sich im Laufe des Lebens ein Sonnen-Reich entwickeln, anstelle eines Pluto-Daseins. Sonne und Pluto bilden über den Horizont Spiegelzeichen, und aus meiner derzeitigen Sicht entsteht von der Sonne aus ein Sonnen-Reich, oder von der oberen Hälfte, vom Pluto aus, ein Dunkel-Leben.
Die Sonne ist das Lebendige, Pluto der Reichtum, oder eben die Gefangenschaft in einem System. Und je nach dem, welche Seite das Sagen hat, entsteht ein freies, spielerisches Leben in einem eigenen Reich, oder eben die ständig sich wiederholende Leier aus dem Totenreich, die einen niederdrückt und auf Linie trimmt: „Spiel nicht vor der Schule!“
Um mich nicht misszuverstehen: Regeln finde ich für Kinder auch sehr wichtig. Aber was da an der Tafel steht, sind Zuchtmaßnahmen. In Gesprächen über dieses Thema musste ich aber auch erkennen, dass wohl viele Menschen Sozialziele für Kinder für völlig richtig und angemessen halten. So ist es eben, und deshalb entwickelt sich die Welt mal in diese, mal in jene Richtung.
Eines aber ist mir klar geworden:
Sobald eine normale Sache einen Fachbegriff übergestülpt bekommt, existiert das Normale nicht mehr.
Beispiel: Seit es hier "Baristas" gibt, ist der Kaffee in den Kaffeehäusern zu einem großen Teil sehr schlecht geworden. Und seit Bayern ein "Heimatministerium" hat, fühle ich mich hier nicht mehr Zuhause. (
Der zweite Dienstsitz des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat ist am 20. Februar 2014 offiziell eröffnet worden.)