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Astrologie-Redaktion

Neptuns Nebelreich bei Hermann Hesse


Veröffentlicht am  01.11.2022     –     geschrieben von Peter Kern  Peter Kern


Heute ist Allerheiligen. Der 1. November 2022. Der Himmel ist heute wieder schwergrau, und ein leichter Dunst schwebt über der Erde. Es ist Nebelzeit. Ich mag den Herbst. Ich mag auch den Nebel. Er lässt diese kantige Welt weicher erscheinen. Er dämpft die Geräusche, und auf den Straßen hab ich meine Ruh, weil nur noch wenige bei dem feucht-kalten Wetter nach draußen gehen.

    An Allerheiligen werden die Gräber gesegnet. Die Gräber werden geschmückt und teils Seelenlichter angezündet, als Symbole des Auferstehungsglaubens. Die Priester segnen die Gräber. Wobei Allerseelen erst am 2. November begangen wird, aber da müssen wir alle, Luther sei Dank, ja schon wieder arbeiten. Es ist nur ein kurzer Moment, an dem man sich mit der Welt der Verstorbenen verbinden kann. An diesen Tagen ziehen vielerorts die schweren Herbstnebel auf.

Im Nebel
Bei dieser ruhigen Stimmung fiel mir wieder ein Gedicht von Hermann Hesse ein:
Im Nebel.
Das Gedicht lautet folgendermaßen:
    Seltsam, im Nebel zu wandern!
    Einsam ist jeder Busch und Stein,
    Kein Baum sieht den andern,
    Jeder ist allein.

    Voll von Freunden war mir die Welt, Als noch mein Leben licht war; Nun, da der Nebel fällt, Ist keiner mehr sichtbar.

    Wahrlich, keiner ist weise, Der nicht das Dunkel kennt, Das unentrinnbar und leise Von allen ihn trennt.

    Seltsam, Im Nebel zu wandern! Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den andern, Jeder ist allein.

Das Gedicht wurde wunderbar vertont, und mit Thomas Danneberg ein genialer Sprecher gefunden. Der Synchronsprecher schenkte seine Stimme in Hollywood Arnold Scharzenegger, Sylvester Stallone u.A.

Im Nebel, Hermann Hesse


Der Nebel im Horoskop
Astrologisch kann man den Nebel dem Zeichen Fische und seinem Wandelstern Neptun zuschreiben. Im Zeichen Fische geht es ja gerade um die Auflösung des Vordergründigen. Hier wird die Wand zwischen Diesseits und Jenseits sehr dünn, fast so, als könne man hinüber greifen. Die Fische verwirren, sie sind das echte Chaos, wo nichts zum nächsten passen kann. Hier ist nichts klar, nichts erkennbar, dafür alles möglich. Wer schon im dichten Nebel Auto fahren musste, weiß, wie leicht man die Orientierung verliert.
Im Leben ist es mit Neptun ja oft genau so. Wenn er auftaucht, wird man unsicher. Ist die Entscheidung richtig? Oder das Gegenteil davon? Hilfe! Und wenn einem alles zu viel wird, macht man lieber einen schönen Mittagsschlaf, um diesem Dauertrubel da draußen zu entkommen. Alkohol hilft auch, Tabletten vom Dealer und aus der Apotheke vernebeln den Blick auf die Realität. Mit Neptun will man seine Seele finden gehen! Und nicht der Karriere nachjagen. Mit Neptun will man verstehen, was hinter den Dingen west, und keine wissenschafltichen Formeln aufsagen, die auch nur die Materie berechnen können. Mehr nicht.
Musik ist eine feine Form, sich zumindest gedanklich, und dann auch geistig von der Realität loszulösen. Fragen Sie Chopin oder Jonny Cash, zwei Fische aus zwei Zeiten. Mehr über Fische und Kunst finden Sie in meinem wunderbaren Artikel Geboren im Zeichen der Fische.

Wer in diese Phantasiewelten eintauchen will, macht das nicht im Kollektiv, wo sich alle an den Händen halten und Mut zusprechen. Neptuns Welt ist uns nur als Einzelgänger zugänglich (oder im Drogenrausch, aber das zählt ja nicht). Dort begegnen wir uns selbst, unserer wirklichen Herkunft, dem einen Gott. Und dieser Weg ist einsam. Ebenso, wie Hesse es in seinem Gedicht erzählt. "Jeder ist allein".


Hesse und Neptun
Und jetzt kommt die astrologisch spannende Seite:
Hermann Hesse schrieb das Gedicht Im Nebel im Jahr 1905. In diesem Jahr näherte sich der wandernde Planet Neptun in seinem Nebelgewand der Krebs-Sonne von Hermann Hesse auf knapp 11 Grad Krebs. Hier das Horoskop dazu, damit Sie sehen, dass Neptun exakt auf Hesses Sonne stand, als er schrieb: "Seltsam, im Nebel zu wandern…"

 


Hermann Hesse (02.07.1877, 18:30 LMT, Calw) mit den Transiten im Sept. 1905

 

Ich bin kein Hesse-Kenner und weiß nicht, was Hesse im Jahr 1905 erlebt hat. Aber ein Neptun-Transit geht nie unbemerkt an einer lebendigen Sonne vorbei. Er verwirrt immer, verunsichert immer, macht auch einsam. Und damit ist das Gedicht Im Nebel ganz klar aus der Lebenssituation des Dichters heraus entstanden.
Ob Hesse das wusste? Es ist egal, denn wen die Sterne lieben, den umarmen sie, und der folgt ihrem Weg, durch alle Nebelbänke und Sonnenstürme hindurch. Das nennt man Leben. Wer den Nebel vermeiden will, wer dem Regen befehlen will, wer die Temperaturen beherrschen will, der tanzt ums Goldene Kalb und wird nie vom Glück des Himmels erfahren.

Im Nebel als Medizin
Manchmal sucht man in diesen Zeiten mit Neptun-Transiten Orientierung, Trost, Beistand, Hilfe. Dann schreiben Sie doch in diesen Momenten das Gedicht ab, in Ihrer Handschrift, und legen es auf den Tisch, und lesen es sich selbst in jeder schwierigen Stunde laut vor. Das ist wie Medizin für den Geist, oder wie manche auch sagen, für die Seele. Und Sie sehen am Lebenslauf von Hesse, dass diese Phasen der Orientierungslosigkeit auch vorüber gehen. Für Hesse begann danach erst seine Laufbahn als Schriftsteller.



Das Nebelbild ist Joe von Pixabay.de



 

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